Publiziert von: Claudia Schaub
Bereitgestellt: 09.10.2019
Alles Käse?
Eine kirchliche Auffälligkeit!
Als wir vor einigen Jahren nach Umiken gezogen waren, freute ich mich, in der Nähe einer Kirche zu wohnen. Ich mag das Glockengeläut, das den Tag einteilt, aber auch die Kirche an sich gefällt mir sehr. Sie ist für mich der Inbegriff ländlicher Romantik: Klein, einfach ausgestattet, weiss getüncht, mit einem schönen Glockenturm. Bald erfuhr ich, dass unsere Kirche für ihre Fenster berühmt ist, die der Künstler Felix Hoffmann als letztes Werk seines Lebens schuf, doch wegen seines Herzinfarktes 1975 nicht mehr vollenden konnte. Ich begann, mich etwas genauer mit unserer Kirche zu beschäftigen. Dabei erfuhr ich, dass sie schon 1256 das erste Mal urkundlich erwähnt wird, das Mauerwerk aber erst aus dem 14./15. Jahrhundert stammt. Spannend fand ich auch, dass unsere Kirche nicht, wie normalerweise, streng nach Osten, sondern nach Nordosten ausgerichtet ist. Erst dadurch lernte ich, dass es bei der Orientierung der Apsis einen Spielraum von Nordosten bis Südosten gibt, der zwischen dem Sonnenaufgang der Winter- oder der Sommersonnenwende variiert.
Der Turm steht fast immer im Westen, auf der Seite, durch die man die Kirche betritt. Die Form des Kirchturm-Abschlusses wird «Käsbissendach» genannt, weil der Giebel des Turms wie ein Stück oder eben ein Bissen eines Käselaibs aussieht.
Je besser wir den Kanton Aargau kennenlernten, desto mehr fiel uns auf, dass ganz viele Kirchen hier sehr ähnlich aussehen. Da ich aus Basel stamme und dort kaum eine Kirche der anderen gleicht, empfand ich das zunächst als sehr befremdlich. Dieser kulturelle «Einheitsbrei» verdarb mir ein wenig die Freude an «meiner» Kirche in Umiken, die ich zunächst als einzigartig erlebt hatte. Warum sehen viele Kirchen hier in der Umgebung so ähnlich aus? Vielleicht ist auch Ihnen diese Ähnlichkeit mit anderen Kirchen schon aufgefallen. Über zwanzig der neunzig reformierten Kirchen sind nach demselben Muster erbaut. Einige befinden sich in unmittelbarer Nähe in Bözberg oder Remigen, andere liegen etwas weiter entfernt, wie die Kirchen von Gontenschwil, Erlinsbach oder Würenlos. Diese Kirchenform scheint vor allem im Aargau vorzukommen, in anderen Kantonen sind nur vereinzelt ähnliche Kirchen anzutreffen.
Viele dieser Kirchen sind bereits im 11. Jahrhundert entstanden und haben romanisch-gotische Langhäuser. Interessanterweise ist der berühmte Käsbissenturm häufig erst im 14./15. Jahrhundert dazugekommen. Alle erstrahlen sie in Weiss und haben auch im Inneren ganz ähnliche Strukturen, da sie nach der Reformation den eher schlichten, reformierten Bedürfnissen angepasst wurden. Sie prägen das jeweilige Dorfbild entscheidend mit und erzählen von der historischen Entwicklung im Kanton Aargau.
Durch all diese Informationen ist mir die Kirche Umiken wieder lieb geworden. Sie ist nicht nur romantisch, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der regionalen Geschichte und Teil der lokalen Identität.
Mirjam Vischer
Der Turm steht fast immer im Westen, auf der Seite, durch die man die Kirche betritt. Die Form des Kirchturm-Abschlusses wird «Käsbissendach» genannt, weil der Giebel des Turms wie ein Stück oder eben ein Bissen eines Käselaibs aussieht.
Je besser wir den Kanton Aargau kennenlernten, desto mehr fiel uns auf, dass ganz viele Kirchen hier sehr ähnlich aussehen. Da ich aus Basel stamme und dort kaum eine Kirche der anderen gleicht, empfand ich das zunächst als sehr befremdlich. Dieser kulturelle «Einheitsbrei» verdarb mir ein wenig die Freude an «meiner» Kirche in Umiken, die ich zunächst als einzigartig erlebt hatte. Warum sehen viele Kirchen hier in der Umgebung so ähnlich aus? Vielleicht ist auch Ihnen diese Ähnlichkeit mit anderen Kirchen schon aufgefallen. Über zwanzig der neunzig reformierten Kirchen sind nach demselben Muster erbaut. Einige befinden sich in unmittelbarer Nähe in Bözberg oder Remigen, andere liegen etwas weiter entfernt, wie die Kirchen von Gontenschwil, Erlinsbach oder Würenlos. Diese Kirchenform scheint vor allem im Aargau vorzukommen, in anderen Kantonen sind nur vereinzelt ähnliche Kirchen anzutreffen.
Viele dieser Kirchen sind bereits im 11. Jahrhundert entstanden und haben romanisch-gotische Langhäuser. Interessanterweise ist der berühmte Käsbissenturm häufig erst im 14./15. Jahrhundert dazugekommen. Alle erstrahlen sie in Weiss und haben auch im Inneren ganz ähnliche Strukturen, da sie nach der Reformation den eher schlichten, reformierten Bedürfnissen angepasst wurden. Sie prägen das jeweilige Dorfbild entscheidend mit und erzählen von der historischen Entwicklung im Kanton Aargau.
Durch all diese Informationen ist mir die Kirche Umiken wieder lieb geworden. Sie ist nicht nur romantisch, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der regionalen Geschichte und Teil der lokalen Identität.
Mirjam Vischer